Teilnehmer der Beratung am 03.12.2008
von links nach rechts: Heinrich Hille, Generalvikar Karel Havelka, Monsignore Winfried Pilz, Diozösanbaumeister Ivo Fiedler,
Teilnehmer der Beratung am 03.12.2008
von links nach rechts: Heinrich Hille, Generalvikar Karel Havelka, Monsignore Winfried Pilz, Diozösanbaumeister Ivo Fiedler,
Die Menschen im Dunkel und im Todesschatten
erblickten am Himmel ein großes Licht, –
hell einen Stern, den sie noch nie gesehen.
„Was hat das zu bedeuten?“ begannen sie zu fragen.
„Ist das ein Zeichen Gottes in unsrer Nacht?“
Der Stern sagte: Heute ist der Welt geboren
der König des Friedens, der neuen Zeit.
Geht, macht euch auf, – dann werdet ihr ihn finden!
Kommt, und ihr werdet sehen, was Gott getan!
Und Könige kamen, um ihn zu beschenken mit Gold,
Weihrauch, Myrrhe und sich selbst darin.
Er schenkte sich im Lächeln eines Kindes.
Venite, adoremus dominum!
Das Lied von dem Kinde singen Kinder weiter.
Sie tragen die Kronen, sie folgen dem Stern.
Hoffnung für Kinder aller Kontinente!
Laudate, omnes gentes Dominum!
Mit diesem neuen Text zu einem alten Lied wünsche ich allen den Segen zum kommenden Jahr, den die Sternsinger über die Türen schreiben.
Monsignore Winfried Pilz – Dezember 2008
Wir grüßen Sie, liebe Landsleute und alle, die unsere Schönborner Aktion bisher unterstützt haben, herzlich und in großer Dankbarkeit.
Allzu gern hätten wir Ihnen schon zu diesem Datum signalisiert:
Jetzt geht’s los –
mit der Sanierung unseres heimatlichen Kirchturms.
Tatsächlich werden noch in diesem Jahr, vor Einbruch des Winters, erste Maßnahmen zur Wassersicherung und zur Abdichtung der Fenster im Turm vorgenommen werden. Aber vor einem Beginn der umfassenden Renovierung waren und sind bis heute manche Hürden zu nehmen. Wir waren nicht untätig und haben viel Zeit und Beharrlichkeit darauf verwendet, mit den notwendigen Vorklärungen und Genehmigungen sowie einer bestmöglichen Finanzie-rung weiterzukommen. In einer ganzen Kette von Gesprächen, die jeweils eine Anreise „vor Ort“ nötig machten (selbst Msgr. Winfried Pilz kam, wenn nötig, aus Aachen hinzu), haben wir uns bemüht, das entsprechende Netzwerk der Kontakte und Instanzen aufzubauen:
• Mit der Bürgermeisterin von Seifhennersdorf wurden ausführlich die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit in der Region, die nach der Öffnung der Grenze aus ihrer Jahrzehnte langen Lähmung erwacht, erörtert. Dechant Balas aus Warnsdorf war dabei.
• Mit dem Bürgermeister von Warnsdorf und einem Sanierungsexperten fand ein sehr konstruktives Gespräch statt, nach dem nun allerdings noch die Suche nach wichtigen Bauunterlagen ansteht (Archive Warnsdorf, Rumburg, Tetschen, Leitmeritz).
• Nach erster Beratung wird eine Firma einen Kostenvoranschlag für die notwendige Bauaufnahme bereitstellen. Für die Honorierung haben wir Herrn Dechant Balas, als Hausherrn und zugleich Vorstandsmitglied unseres Vereins, gebeten, finanziell in Vorlage zu gehen.
• Mit einem aussichtsreichen Ergebnis haben wir die Mitfinanzierung durch die Sudentendeutsche Stiftung und den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds sowie weiterer öffentlicher Förderprogramme sondiert.
• Ein Gespräch mit der Bistumsleitung in Leitmeritz steht noch aus. Das verzögert sich zur Zeit durch den Umstand, dass für das Bistum ein neuer Bischof gesucht wird. Erst dann wird es dort konkret weitergehen. Allerdings ergab sich am Rande der großen Geburtstagsfeier von Dechant Balas eine schöne Begegnung mit dem Leitmeritzer Altbischof Josef Koukl und dem derzeitgen Diözesanadministrator Dominik Ducha, Bischof von Königgrätz, der übrigens seine familiären Wurzeln in Warnsdorf hat.
• Auf der Ebene des kirchlichen Lebens „vor Ort“ gibt es eine viel versprechende Aufmerksamkeit für unsere Bemühungen seitens des Leutersdorfer Pfarrers Bertram Wolf und auch der Rumburger Salesianer. Gott sei Dank geschehen unsere Bemü-hungen nicht im luftleeren Raum. Sie sind umgeben von einer spürbaren Bereitschaft, die Spuren des Glaubens und der Kultur in der Grenzregion freizulegen und dort neues Leben einkehren zu lassen.
Wir sind Ihnen dankbar, dass Sie großherzig dazu beitragen. Unsere bisherigen Aufrufe ergaben inzwischen die eindrucksvolle Summe von über 11.000 Euro. Natürlich möchten wir diese nicht voreilig antasten, falls sich manche Detailausgaben im Vorfeld anderweitig decken lassen. Dies auch auf Grund der Feststellung, dass den ursprünglich geplanten Einzelreparaturen unbedingt eine Grundsanierung der oberen Kirchturmplattform voraus gehen muss. Das macht die Sache nicht gerade billiger und wird auch weiteren finanziellen Einsatz erfordern, wenn möglich, auch eine erneute Hilfe Ihrerseits.
Damit der Überblick, den wir Ihnen hier geben möchten, nicht zur unbestimmten Vertröstung gerät, möchten wir für unsere Aktion diese Zeitperspektive ins Auge fassen:
• Am Wochenende 21. – 23. August 2009 findet wieder ein Warnsdorfer Heimattreffen in Seifhennersdorf statt. Wir werden die Veranstalter bitten, im Programm auch einen „Schönborner“ Akzent vorzusehen, oder selbst einen organisieren.
• Das Kirchenfest (Patrozinium) am 4. Oktober 2009 fällt auf einen Sonntag. Das bietet sich an, die ersten sichtbaren Ergebnisse unserer Aktion vorzustellen und das Ereignis auch entsprechend zu feiern.
Selbstverständlich werden alle, die in diesem Jahr am Franziskustag auf dem Schönborn dabei sind, Sie in ihre Fürbitten und Segenswünsche einbeziehen. „Frieden und alles Gute!“ („pace e bene“) im Geist des heiligen Bettlers aus Assisi wünschen Ihnen der Vorstand und die Mitglieder des Fördervereins Kirchensanierung Schönborn e.V..
Mitten in einer schwer zu durchschauenden Weltgeschichte gibt es, recht persönlich, denkwürdige Überraschungen. So führte ganze 45 Jahre, nachdem ich meine Heimatstadt Warnsdorf verlassen musste, meine Autofahrt so nahe dort vorbei, dass ich dem Drang nicht widerstehen konnte, nun endlich die Landschaft meiner Kindheitserinnerungen wieder zu betreten. Da habe ich auf der Höhe des Schönborns nachdenklich innegehalten, am hochragenden Turm der Kirche hinaufgeschaut und sogar durch eine Luke im Portal einen Blick ins Innere getan.
Seitdem habe ich es nie versäumt, den kleinen Friedhof auf der Anhöhe zu besuchen. Und da geschah es einmal: Während ich dort umherging, machten sich zwei Frauen mit Sorgfalt an den Gräbern zu schaffen. Es waren, wie ich dann bald erfuhr, Maria Henke und Waltraud Bena. Zuerst aber richtete sich die ältere von ihrer Arbeit auf und fragte mich: „Suchen Sie etwas?“ Sie hatte mich wohl für eine jener verdächtigen Personen gehalten, die gerade auf Friedhöfen danach spähen, ob da wohl etwas „brauchbar“ wäre. Umso überraschter war Maria Henke, inzwischen 94 Jahre alt, von ihren Verehrern einfach „Minke“ genannt, dass mit mir der Sohn vom „Kromer Annl“ aus der Gastwirtschaft „Goldflössel“ vor ihr stand. Meine Mutter wäre inzwischen hundert Jahre alt geworden, – „Minke“ hat sie natürlich noch gekannt.
57Jahre und mehr hat diese beherzte Schönbornerin mit einigen anderen dort die Stellung gehalten, den Friedhof gepflegt und sich um manches andere gekümmert. Daraus erwächst eine unbestreitbare Autorität, der irgendwann selbst ein Monsignore, wie ich inzwischen einer bin, nicht widerstehen kann. So vernahm ich letztes Jahr im Telefon des Warnsdorfer Dechanten Alexej Balas ihre Stimme und den Befehl, unbedingt am nächsten Sonntag noch einmal auf den Schönborn zu kommen, weil sich da einige Landsleute zur Messfeier träfen. Gehorsam kam ich und geriet so mitten hinein in eine Initiative, die gerade ihren Anfang nahm: eine Aktion zur Rettung des Schönborner Kirchturms.
Wieso das? Der innere Zustand des neuromanischen Raums ist überraschend schön, hell und freundlich, nicht verkommen und eingemottet. Das ist der emsigen Sorge des Dechanten zu verdanken, vor allem aber der Umsicht einiger Frauen, die eine Zeitlang sogar auf halsbrecherische Gerüste gestiegen sind, um die Wände mit eigener Hand zu streichen. Aber der Turm? Ganz exponiert steht er auf der Schönborner Höhe und ist weithin zu sehen. Auf Spaziergängen in Leutersdorf unten im Tal ist mir das zum ersten Mal bewusst geworden. Ein Leuchtturm, ein Ausrufezeichen über der Landschaft, noch dazu auf einer Wasserscheide zwischen Ost und West. Ein solches Ausgesetztsein hat seinen Preis. Wind und Wetter machen dem Turm zu schaffen, und ganz dringend muss allerhand geschehen, damit nicht seine Konstruktion und damit der ganze Bau im Bestand gefährdet werden. Dazu hat sich eine deutsch-tschechische Initiativgruppe formiert. Maria Henke ist Ehrenvorsitzende und notiert in einem kleinen Büchlein erste Spenden, die dann natürlich auf korrektem Wege verwaltet werden.
Waltraud Benas Ehemann Erich hat mich nun kürzlich mit einer großen Zahl wunderschöner Fotaufnahmen überrascht, mit denen er sein Dorf mit wachem Blick, liebevoll, fast poetisch festgehalten hat. Auf manchen Wegen hat er es umrundet, aus vielen Perspektiven noch einmal „entdeckt“. Fast immer aber leuchtet der weiße Kirchturm dem Betrachter entgegen, einmal weit weg, aus der verträumten Landschaft heraus, dann zwischen Birken oder goldenen Grashalmen hindurch, dann ganz nahe durchs Herbstlaub der alten Bäume. Was ist sein Geheimnis, was seine Botschaft?
Erstens, dass er an einer Grenze steht, die Jahrzehnte lang Menschen durch Argwohn, bittere Erinnerungen und politische Systeme trennte. Die Grenzsteine an der Straße nach Rumburg erinnern daran. Nun ist die Grenze offen, und keiner kontrolliert mehr. Der Turm also als Symbol und Signal am Zielpunkt einer Wende, nach der sich nicht nur der „heilige Rest“ auf dem Schönborn so lange und beharrlich gesehnt hat.
Dann aber der Blick nach innen: Da schaut uns der Patron der Kirche, der heilige Franziskus aus Assisi, an. Als junger Mann vernahm dieser vom Kreuz her die Frage: „Franziskus, siehst du nicht, wie mein Haus verfällt?“ Und die Aufforderung: „Komm, und baue es wieder auf!“ Bald merkte der „Poverello“, dass damit mehr gemeint war als die mühsame Renovierung eines Baus, sondern ein Aufbruch, der für das Miteinander unter Menschen, armen und reichen, jungen und alten, glaubenden und suchenden, diesseits und jenseits alter Grenzen und Vorurteile, eine neue Perspektive öffnen konnte. Diese Herausforderung geht mir nach, wenn ich die Schönborner Bilder betrachte und den Turm umkreise.
Mich selber haben die Jahre bis in den äußersten Westen Deutschlands geführt, ans deutsch-holländisch-belgische Dreiländereck nach Aachen. Dort ist mir die Verantwortung für die wunderbare, große Bewegung der deutschen „Sternsinger“ anvertraut. Ein faszinierendes Programm, das uns irgendwie bekannt vorkommt: „Von einem ungewohnten Stern geführt,“ zogen einst die Weisen aus dem Osten los, ohne zu wissen, wohin die Reise gehen würde. Das wissen wir meistens erst „nachher“. Auch bei Franziskus war es so. Aber der Horizont klärt sich immer erst, die Antwort zeichnet sich erst ab, wenn ein erster Schritt gewagt ist.
Monsignore Winfried Pilz
Kirche Franz von Assisi und Friedhof mit Friedhofskapelle in Schönborn (Studanka)
Monsignore Winfried Pilz
Weidenkätzchen nach altem Brauch-hatte ich im Letzten Sommer in der Sakristei der Schönborner Kirche entdeckt. Ich fragte Dechant Balazs, ob ich mir eins mitnehmen könnte. Spontan gab er mir alle drei. Nun stehen sie in meinem Arbeitszimmer neben einem heimatlichen Motiv…
Während es nun bereits wieder auf Ostern zugeht, sind die drei Zweige fast schon ein Vorbote für den Frühling. Von einem Solchen „Frühling“ hat der Biograf des hl. Franziskus auch geschrieben, als er dessen Bedeutung für seine Zeit schilderte. Vorher so schreibt er, war alles“ wie im winterlichem Frost erstarrt.“ Dann aber regte sich neues Leben und breitete sich über die Heimat des hl. Franz und bald über die damals bekannte Erde aus.
Ein Hoffnungszeichen! Im Vertrauen darauf, das er Heilige aus Assisi unsere Initiative für die Kirche, die ihm geweiht ist, mit seinem Gebet begleitet, wünschen ich allen, die sich schon daran beteiligen, und denen, die noch mit einsteigen werden, gesegnete Ostern. Auch in der „alten Heimat“ kommt der Frühling.
PAX ET BONUM!
Msgr. Winfried Pilz
Fastentücher gibt es seit 1000 Jahren. Ein 56 Quadratmeter große Fastentuch ist seit dem Aschermittwoch im Bonner Münster zu sehen. In den Wochen vor Ostern wurde damit der Altar verhüllt.
In der Fastenzeit 2008 wurde der Heilige Franziskus zum Begleiter der Fastenzeit auserwählt, denn am 24.Februar 1208 am Fest des hl. Matthias hört Franziskus von Assisi im Evangelium das Wort aus dem Markus-Evangelium…“Geh, verkaufe, was Du hast, gib das Geld den Armen und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!“ (Mk 10,21)
„Kirche aufbauen – Kirche, das ist ein Ort von Geben und Nehmen. Sie ist der Raum, in dem das Zeugnis wachsen kann.“
Auszüge aus der Kirchenzeitung des Erzbistum Köln Ausgabe Nr.6 vom 08. Februar 2008, Seite 12 u.13 „Zum geistlichen Leben“
mehr dazu im Archiv… unter http:// www.kirchenzeitung-koeln.de
Der tschechische Spitzenpolitiker Cyril Svoboda hat den Einsatz der Deutschen für ihr kulturelles Erbe in der Tschechischen Republik gewürdigt. Besonders die vielen Kirchenrenovierungen durch die Vertriebenen im Grenzgebiet seien keine Selbstverständlichkeit, sagte Svoboda bei einem Besuch der Geschäftsstelle der Ackermann-Gemeinde in München. Zudem lobte er deren Arbeit. Die Mitglieder trügen seit Jahren zur Aufarbeitung der deutsch-tschechischen Geschichte bei.
Svoboda war von 2002 bis 2006 tschechischer Außenminister und wurde kürzlich für seinen langjährigen Beitrag zur deutsch-tschechischen Versöhnung mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Derzeit ist er Vorsitzender des Legislativrats der Prager Regierung.
Die Ackermann-Gemeinde ist eine Gemeinschaft von Christen, die 1946 von katholischen Heimatvertriebenen aus Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien gegründet wurde.
München (KNA – 1373)
Mit Schreiben vom 17.01.2008 bescheinigt das Finanzamt Halle, dass der Förderverein „Kirchensanierung Schönborn“ e.V. nach der eingereichten Satzung ausschließlich und unmittelbar steuerbegünstigten kirchlichen Zwecken im Sinne der §§51ff AO dient und zu den in §5 Abs.1 Nr.9 KStG bezeichneten Körperschaften gehört.
Der Förderverein ist berechtigt, für Spenden, die ihm zur Verwendung für kirchliche Zwecke zugewendet werden, Zuwendungsbestätigungen nach amtlich vorgeschriebenem Vordruck (§50 Abs.1 EStDV) auszustellen.
Mit Wirkung vom 08.01.2008 erfolgte die Eintragung des Fördervereins „Kirchensanierung Schönborn“ e.V., Sitz Halle, unter der Registernummer VR 1117 im Vereinsregister Stendal.
gesendet am 24.12.2007 im WDR
Sind Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, in diesem Augenblick gerade dabei, Ihre Weihnachtskrippe aufzubauen? Oder gibt es bei Ihnen in diesem Jahr gar keine? Der Brauch ist alt. Als sein Erfinder gilt Franziskus von Assisi. In der Heiligen Nacht des Jahres 1223 hat er im Wald von Greccio die Geschichte der Geburt Christi anschaulich inszeniert und dabei sogar ein richtiges Baby in den Futtertrog gelegt.
Gefeiert habe ich den heiligen Franz Anfang Oktober mit einer kleinen Schar deutscher und tschechischer Christen. Die Kirche im Heimatdorf meiner Mutter ist ihm geweiht. Schönborn, heute Studanka; liegt unmittelbar an der sächsisch-böhmischen Grenze. Ich erinnere mich, dass ich als Kind am Dreikönigstag von dort sechs Kilometer durch den glitzernden, knirschenden Schnee gestapft bin, gut eingepackt gegen die schneidende Kälte. Unser Ziel war das nahe Städtchen Rumburg. Dort gab es eine mechanische Krippe mit viel Landschaft drumherum und einem Getümmel von Figuren aus dieser Gegend. Vieles bewegte sich da: Bergleute hämmerten im Gestein, Kinder fuhren Schlittschuh, kniende Beter verbeugten sich wippend auf der Wallfahrtstreppe. Das Mühlrad drehte sich, die Eisenbahn rollte daher. Und die Heiligen Drei Könige kamen hinter einem Felsen hervor, zogen in die Höhle hinein, verschwanden darin, um dann wieder wie vorher aufzutauchen.
Uns Kinder hat dieses Wunderwerk böhmischen Basteleifers fasziniert. Längst ist es irgendwo verrottet, wahrscheinlich verschrottet. Aber im Gedanken daran bleibt mir die Frage, liebe Hörerinnen und Hörer: Was ist für Sie und für mich im Lauf mit den Jahren aus der Geschichte von Weihnachten geworden? Wie werden wir sie heute Abend hören? Was klingt mit in den Gesängen auf der CD oder im Lichtglanz einer Kirche? Und was bleibt, wenn es auf einmal ganz still wird?
Das Erlebnis vollkommener Stille ist heutzutage gar nicht so leicht zu haben, nicht einmal an der Stelle, die an die Krippe des Jesuskindes erinnert, in der Geburtskirche von Bethlehem. Trotz der politischen Ängste, die immer wieder die Stadt überschatten, drängen unentwegt Pilger und Touristen die schmale Treppe hinunter, dorthin wo am Boden ein Silberstern auf das Geschehen der Heiligen Nacht hinweist. Nur manchmal hat es sich ergeben, dass auf einmal keiner mehr da war und ich allein dort saß. Ganz persönlich war ich konfrontiert mit der Frage: Wie soll das gehen, dass der verborgene Gott in unserer, in meiner Menschlichkeit sichtbar und fassbar wird?
Wenn der Betende sich dort etwas nach rechts wendet, sieht er, noch tiefer gelegen, einen kleinen Altar. Da soll die Krippe gestanden haben, in die das neu Geborene gelegt wurde. Die Antwort auf unsere Frage liegt also buchstäblich „noch tiefer“: im Eingeständnis unserer Armseligkeit und in der Entdeckung eines letzten Sinns, der sich gerade da „hinein legen“ lässt. Der Poverello – Franziskus, der „kleine Arme“ – hat das verstanden und hierauf seine Zeitgenossen in origineller Weise aufmerksam gemacht. Uns auch. Während ich sein freundschaftliches Augenzwinkern wahrnehme, wünsche ich Ihnen gesegnete Weihnachten und an der Krippe ein nachdenkliches Innehalten.
Aber noch etwas: In diesem Sommer war ich nicht nur unterwegs auf den Spuren meiner Kindheit, sondern – wieder einmal – in Bethlehem. Wir hatten die Erlaubnis, mit einem Kamerateam in der Geburtsgrotte zu filmen. Danach sind wir zu einer „Krippe“ anderer Art gegangen. Das französische Wort „creche“ bezeichnet eine Initiative, in der seit langem über hundert Kinder bis zu sechs Jahren liebevoll aufgenommen und betreut werden. Manche sind in Müllsäcken, alten Pappkartons oder im Gebüsch irgendwo abgelegt worden, weil die Mutter keine Lebenschance für sie sah. Krippe und Bethlehem aktuell. Gott klopft immer noch an und sucht eine Herberge. Auch heute Abend.
Msgr. Winfried Pilz, Aachen;
Präsident des Kindermissionswerkes „Die Sternsinger“