In Memoriam

Der allmächtige und gütige Gott hat am Dienstag, dem 23. November 2010, seinen treuen Diener, Herrn Geistlichen Rat, Pfarrer i.R. Wilhelm Lehnert im Alter von 95 Jahren in sein ewiges Reich gerufen. Pfarrer Lehnert wurde am 18. September 1915 in Daubitz (Nordböhmen) geboren. Er wuchs in einer tief gläubigen Familie auf, die in seinem 7. Lebensjahr nach Kreibitz-Teichstatt übersiedelte. Das Studium der Philosophie und Theologie begann er 1937 in Prag. Zu Beginn des zweiten Weltkrieges wurde er in ein Panzerregiment eingezogen. Nachdem er 1946 aus dem Krieg zurückgekommen war, setzte er sein Studium in Frankfurt am Main fort. Bischof Joseph Godehard Machens weihte Pfarrer Wilhelm Lehnert am 13. März 1949 in Hildesheim zum Priester. Der Hildesheimer Bischof schickte ihn im September 1949 in die „russische Besatzungszone“ als Vikar nach Blankenburg. Blankenburg gehörte bis zur Gründung des Bistums Magdeburg zum Bistum Hildesheim. Wie in der gesamten mitteldeutschen Diaspora dieser Jahre sammelten sich auch im Harz viele Katholiken, die durch die Vertreibung ihre Heimat verloren hatten. Es entstanden somit dort neue katholische Gemeinden. Pfarrer Lehnert wurde so 1951 in die neu eingerichtete Kuratie Hasselfeide versetzt. Seine Eltern, die wie viele ihrer Landsleute mit dem Ende des zweiten Weltkrieges ihre Heimat verloren hatten, holte er 1953 zu sich dorthin und betreute sie bis zu ihrem Tod. Die erste seelsorgliche Aufgabe bestand für Pfarrer Wilhelm Lehnert in der Sammlung der aus ihrer Heimat vertriebenen Katholiken. Um diesen vertriebenen Katholiken ein zu Hause zu schaffen, errichtete er 1957 aus einem Schafstall die Rosenkranzkapelle in Hasselfelde. In großer Treue und Bescheidenheit versah er seinen Dienst als Kuratus und Pfarrer.

Seelsorge, das war für ihn immer Sorge für den ganzen Menschen, denen er immer sozial engagiert und handfest geholfen hat. Sein Motto war: „Ich möchte, dass die Menschen zu den ewigen Gütern finden“. Mit diesen schlichten Worten, welche in einem Zeitungsartikel zum goldenen Priesterjubiläum im Jahre 1999 standen, gab Pfarrer Lehnert Auskunft über die tiefste Triebkraft für seinen priesterlichen Dienst in der Diaspora-Kirche Mitteldeutschlands. Er verstand seinen Dienst nicht als Würdenträger, sondern als Diener. Sein Amt ist ein Dienstamt, zum Heil der Menschen und zum Lob Gottes. Ausdruck seines Dienstes war aber auch die Feier der Lithurgie, besonders die jährliche Fronleichnamsprozession, die für ihn auch zu DDR-Zeiten immer durch die Straßen von Hasselfeide führte. Seelsorge, das bedeutete für Pfarrer Wilhelm Lehnert immer die Sorge um den ganzen Menschen, denen er sozial engagiert, handfest geholfen hat. So auch unmittelbar nach der Wende hat er sich um die russischen Soldaten gesorgt, die in unbeschreiblichen Zuständen in den Kasernen in und um Hasselfeide herum hausten. Ausdruck seines seelsorglichen Eifers ist auch die Tatsache, dass er im hohen Alter von 79 Jahren 1994 zusätzlich zu seinem Dienst in Hasselfeide auch noch die Seelsorge in der Harzgemeinde Hohegeiß mit übernahm. „Ich möchte, dass die Menschen zu den ewigen Gütern finden.“ Dieser Satz hat Pfarrer Wilhelm Lehnert zu seinen Lebzeiten auch angesichts der immer kleiner werdenden Gemeinde in Hasselfeide immer wieder neu motiviert, treu und bescheiden 49 Jahre lang seinen Dienst als Priester zu tun. Im Jahre 2002 ist er schweren Herzens 87 jährig in den Ruhestand gegangen und hat sich in Nordhausen niedergelassen. Pfarrer Wilhelm Lehnert hat sich als wirklicher Hirte seiner Gemeinde in Hasselfelde erwiesen. Mit diesem Leitwort hat er in seinem langen priesterlichen Leben und Wirken auf den verwiesen, der von sich sagt: „Ich bin der gute Hirte; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“ Seinen Ruhestand verlebte Pfarrer Wilhelm Lehnert im Altenpflegeheim St. Josefshaus in Nordhausen. Im vergangenen Jahr konnte er dort noch das Diamantene Priesterjubiläum feiern. Das Requiem für Pfarrer Wilhelm Lehnert wurde am Mittwoch den 01. Dezember 2010 um 10.00 Uhr im Dom zum Heiligen Kreuz in Nordhausen gefeiert. Auf dem Hauptfriedhof in Nordhausen wurde er in einem Priestergrab beerdigt.