„Ein außergewöhnlicher Mensch“ Msgr. Winfried Pilz ist verstorben

Denn wir wissen: wenn unser irdisches Haus abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel.

2. Korinther 5, 1

Uns erreichte die traurige Nachricht, dass Msgr. Winfried Pilz am Samstagabend, den 23. Februar im Alter von 78 Jahren im Carolus-Krankenhaus in Görlitz verstorben ist. Msgr. Pilz, geboren gam 4. Juli 1940 in Warnsdorf (Nordböhmen) kam durch Flucht und Vertreibung und insbesondere durch sein Wirken als Priester durch viele Regionen Deutschlands. 1966 in Köln zum Priester geweiht, prägte Msgr. Pilz bundesweit die katholische Jugendarbeit sowohl als Seelsorger wie auch als Dichter von neuen geistlichen Liedern. Als Jugendseelsorger des Erzbistums Köln und Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg sowie als Referent im Jugendhaus Düsseldorf war er vor allem in der Jugendarbeit aktiv. Zunächst arbeitete er 10 Jahre als Pfarrer in Kaarst. Als Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ prägte Msgr. Pilz 10 Jahre bis 2010 die Aktion Dreikönigssingen.

2007erfolgte die Ernennung zum Archimandriten aufgrund seiner Verbundenheit mit der griechisch-katholischen Kirche in Syrien. In zahlreichen Laudationen wird sein Wirken als Autor vieler Publikationen und als Komponist neuer geistlicher Lieder gewürdigt, darunter als bekanntestes „Laudato si“, in dem er einen Text in Anlehnung an den Sonnengesang des Franz von Assisi schrieb.

Zahlreiche Laudatoren würdigen das Leben und Schaffen des Prälaten Msgr. W. Pilz und enden in ihrer Laudatio mit seiner Berufung 2010 bis 2012 als Auslandsseelsorger der deutschsprachigen Katholischen Gemeinde in Prag und seiner Rückkehr zu den Wurzeln seiner Kindheit in Leutersdorf, der böhmisch-sächsischen Grenzregion, nur wenige Kilometer von seinem heute in Tschechien liegenden Geburtsort Warnsdorf entfernt.

Aber ein Geistlicher im Ruhestand passte so ganz und gar nicht zu Msgr. Pilz. Er kam in seine Heimat im böhmischen Niederland auch mit der Absicht, hier an der böhmisch-sächsischen Grenze noch etwas mitgestalten zu können und die bereits guten Beziehungen zwischen den tschechischen und deutschen Nachbarn zu festigen.

Der herrliche Blick ins hiesige Dreiländereck und auf die auf die Kirche des Heiligen Franz von Assisi in Studanka (Schönborn) dem Heimatdorf seiner Mutter, war mit ausschlaggebend, auch Kontakte zu unserem sich in Gründung befindenden Förderverein zur Rettung der Heimatkirche in Schönborn, zu knüpfen.

Aus seiner eigenen Erfahrung heraus wusste er, dass selbst in der ärmsten Wohnung nach dem Krieg nie die schlichte Abbildung der Heimatkirche gefehlt hat. Sie war und ist schon immer das sichtbare Symbol der irdischen und kirchlichen Heimat gewesen.
Folgerichtig wurde Msgr. Pilz in seiner noch drei Jahre währenden Amtszeit als Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ in Aachen am 7. Oktober 2007 nach einem Festgottesdienst Gründungsmitglied unseres Fördervereins Kirchensanierung Schönborn e.V.
Msgr. Winfried Pilz war ein außergewöhnlicher, ein besonderer Mensch. Doch wie beschreibt man diesen Menschen, der sich seit seiner Kindheit dazu berufen fühlte, Priester zu werden und trotz seiner großen Leistungen und Verdienste, seiner Bekanntheit und Beliebtheit ein einfacher bescheidener Mensch geblieben ist, der in sich ruhte und allen Menschen stets freundlich zugewandt war?

Denn so haben wir Msgr. Pilz seit unserer Gründungsversammlung kennengelernt. Er war ein begnadeter Prediger und tiefgläubiger Charismatiker, ein Mann mit großer Seele und vielen Talenten. Nur beiläufig erwähnte er, dass er Gedichte und Lieder schreibt. Auf unserer Gründungsversammlung haben wir Msgr. Pilz als einen sehr feinfühligen Menschen mit lebhaften Augen, aber stets einen gütigen wohlmeinenden Blick kennengelernt.

Offen, kontaktfreudig, hilfsbereit, und kultiviert unterstützte Winfried Pilz von Anfang an unser Vorhaben, die Sanierung des Kirchturmes als ersten Bauabschnitt. Sein felsenfester Optimismus und der Glaube an das Gute im Menschen, sein feines Gespür für alle ein offenes Ohr zu haben und seine hohe Bereitschaft auf andere zu zugehen, zeichneten Winfried Pilz aus. Dabei konnte er sich selbst zurücknehmen und dem Anderen die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, Fragen zu stellen oder einfach nur zuhören.

Zu zahlreichen Gesprächsterminen, die jeweils eine Anreise „vor Ort“ nötig machten, kam Msgr. Winfried Pilz aus Aachen und unterstütze unser Bemühen, das entsprechende Netzwerk notwendiger Kontakte und Instanzen für die Rettung der Schönborner Heimatkirche aufzubauen.
Wenn er etwas zu sagen hatte, dann hörten wir ihm, der sein Christsein mit dem Herzen gelebt hat, zu. Sein Handeln war durch Gottvertrauen, Verantwortung, Toleranz, Mut, Vision, Glaube, Gewissen, Hoffnung, Ehrfurcht und Respekt geprägt. Zurückblickend auf sein Wirken im Deutsch-tschechischen Förderverein hatte Msgr. Pilz ein lebendiges Gespür dafür, was notwendig war und verfasste für unsere Webseite viele Beiträge als geistliche Impulse zum Kirchenleben, erklärte unsere Kirchenfeste und drückte somit unaufdringlich unserer Internetseite seinen Stempel auf.

Sein Gedicht auf unserer Startseite im Internet „Franziskus, siehst du nicht, wie mein Haus zerfällt?“ ist bleibender Eindruck seiner kreativen Unterstützung unserer Arbeit. Ebenso beeindruckend sind alle 20 von ihm verfassten Beiträge in unserer Webpräsenz.

Sein Beitrag “Annäherung an einen weißen Turm“ vom 17. Juni 2008, der seine Motivation und sein Engagement für die Heimatkirche in humorvoller Weise beschreibt, hat eine herausgehobene Bedeutung und ist daher besonders lesenswert. Hier zeigt sich, dass Monsignore Winfried Pilz, der sich um die christlichen Inhalte vieler Einträge unserer Webpräsenz kümmerte, ein begabter Prediger und tiefgläubiger Charismatiker, ja, ein begnadeter Mensch war, der mit seiner Herzlichkeit, Geduld und Begeisterungsfähigkeit für viele Menschen zum ausstrahlenden Vorbild wurde.

Von Anfang an unterstützte er jeden Festgottesdienst in der Kirche des Heiligen Franz von Assisi in Studanka durch eine Predigt in deutscher Sprache als Zeichen eines wachsenden Verstehens der Gemeinsamkeiten beider Länder.
Ihm ist es auch zu verdanken, dass die kleine Kapelle im Eingangsbereich der Kirche mit Bänken und einem Assisi-Kreuz neugestaltet wurde.
Die mit ihm gemeinsam gepflanzten Eichenbäume, als Pilgerpfad von der Franziskus-Eiche zur Franziskus-Kirche, werden immer an diesen ganz besonderen Menschen erinnern. Eine solche lebendige Brücke über die Grenze hinweg ist für ihn zwar ein bescheidener, doch in der Tat „bewegender“ Moment gewesen.

Seine Gedanken zum Heiligabend, über das neue Fastentuch, die drei großen Palmen oder auch seine von ihm geschriebenen Beiträge zum Heiligen Franziskus lassen uns und andere Heimatfreunde heute noch teilhaben an seiner Einsicht, seinem Weitblick und seiner besonderen Art und Weise, wie er uns mit seiner christlich geprägten Denkweise und vor allem mit seinem Handeln, begeisterte.

Auch den Abiturienten des katholischen Gymnasiums in Varnsdorf und ihren Angehörigen wird die feierliche Übergabe der Abiturzeugnisse im Juni 2011 als krönender Abschluss des zwölfjährigen Schulbesuches unvergessen in Erinnerung bleiben. Monsignore Winfried Pilz, als Ehrengast geladen, ermunterte die jungen Absolventen ihren Glauben weiter zu tragen, wohin sie auch gehen werden. Er hat es verstanden, das innere Feuer weiterzugeben, um junge Menschen anzuspornen, das Beste aus sich herauszuholen.
Monsignore Pilz wusste: Christsein ist nicht ortsungebunden und nicht zeitlos, sondern immer an einen bestimmten Ort und an eine bestimmte Zeit gebunden.

Obwohl er zuletzt unseren Förderverein zur Kirchensanierung Schönborn e.V. aus nachvollziehbaren, gesundheitlichen Gründen nicht mehr aktiv unterstützen konnte, lies er es sich dennoch nicht nehmen, jeden Freitag die Kirche in Studanka zu öffnen und die Gläubigen und Pilger zum Gespräch einzuladen und ihnen zugleich zu ermöglichen, eine Kerze zum Gedenken anzuzünden, damit die kleine Flamme der Franziskuskerze als Symbol der Hoffnung und aus einem kleinen Neuanfang etwas Größeres werden kann.

Mit großer Wehmut denken wir, die Mitglieder des Fördervereins Kirchensanierung Schönborn e.V., an die klugen, lustigen, tiefschürfenden Gespräche mit Msgr. Winfried Pilz zurück. Es war eine große Ehre und Freude, ihn zu unseren Unterstützern und Freunden zählen zu dürfen. Sein zuverlässiger Wissens – und Erfahrungsschatz, seine gute Beobachtungsgabe, seine hohe Bereitschaft auf andere Menschen einzugehen und für alle ein offenes Ohr zu haben, seine taktvolle und unaufdringliche Art, seine Kreativität und künstlerisches Schaffen wird uns fehlen.
Seinem Geist und seinem persönlichen Anliegen entsprechend, auch die Grenzen in den Köpfen der Menschen zwischen Deutschland und Tschechien zu überwinden, werden wir weiterhin unsere Arbeit als deutsch-tschechischer Förderverein zur Sanierung der Kirche des Heiligen Franz von Assisi fortsetzen.

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Offenbarung 21, 4

In großer Dankbarkeit verneigen wir uns vor Monsignore Winfried Pilz, als einem „außergewöhnlichen“ Menschen, der viele Spuren in seinem Wirken hinterlassen hat.

Am Sonnabend, den 09. März 2019, findet um 11 Uhr das Requiem für Monsignore Winfried Pilz in der katholischen Kirche „Mariä Himmelfahrt“ in Leutersdorf statt. Nachfolgend wird der Sarg nach Studanka/Schönborn (Tschechien) überführt, wo auf dem Friedhof der Kirche des Heiligen Franz von Assisi die Beisetzung stattfindet.

Monika Hille

im Namen der Mitglieder des Fördervereins
“Kirchensanierung Schönborn/Studanka”.