Bis Ende März 2010 leitete er das Kindermissionswerk in Aachen, das vor allem durch die Sternsingeraktion bekannt ist. Und nach seinem 70. Geburtstag am 4. Juli steht er der deutschsprachigen Gemeinde in Prag als Seelsorger vor. Damit schließt sich der Lebenskreis des in Warnsdorf im böhmischen Niederland 1940 geborenen Priesters und Liedschöpfers. Um seiner alten Heimat näher zu sein, hat er einen zweiten Wohnsitz in Leutersdorf genommen.
Es ist schon eine bemerkenswerte Entwicklung. Eigentlich wollte sich der geistliche Würdenträger nach seinem 70. Geburtstag in den verdienten Ruhestand begeben. Deshalb hat er auch seinen Wohnsitz von einem Dreiländereck – nämlich Deutschland, Belgien, Niederlande – ins andere verlegt. Vor allem hier an der böhmisch-sächsischen Grenze möchte er gern etwas mitgestalten. Ausdruck dessen ist seit 2008 seine aktive Mitwirkung im Förderverein „Kirchensanierung Schönborn e.V.“ zur Rettung der Kirche „Franz von Assisi“ in Studanka.
Aber es sei keine Nostalgie, unbedingt in die alte Heimat zurückzukommen. Er ist schließlich in Varnsdorf geboren. Sechs Jahre war er alt, als die Familie infolge des Zweiten Weltkrieges alles aufgeben und weggehen musste. Letztlich wurden Pilzes 1952 im Rheinland ansässig.
Bei verschiedenen Aufgaben in der Jugendseelsorge im Erzbistum Köln ergaben sich dann Partner-schaften nach Dresden und Polen. Bei einer Rückfahrt stieß auf das Ortsschild Varnsdorf. Das war der Anfang lockerer Verbindungen. Bei einem Heimattreffen in den 1990er Jahren entführte ihn Bernhard Wenzel, der damalige katholische Pfarrer von Leutersdorf, auf den Oderwitzer Spitzberg. Der herrliche Blick ins hiesige Dreiländereck war mit ausschlaggebend, tiefere Kontakte zu knüpfen, auch nach Studanka (Schönborn), dem Heimatdorf seiner Mutter.
Als es auf den Ruhestand zuging, mehrten sich so immer mehr die Gedanken, sich in dieser Gegend niederzulassen und hier diesseits und jenseits der Grenze mitzuhelfen.
Als er im Dezember vergangenen Jahres mit dem Anliegen zum Erzbischof von Köln, Kardinal Meisner ging, überraschte dieser ihn allerdings damit, dass er doch durchaus noch fünf Jahre etwas machen könne, gemeint war die Betreuung der deutschsprachigen Gemeinde in Prag.
In der Karnevalszeit im Februar fuhr Monsignore Pilz nach Prag, traf sich mit den Leuten und entschloss sich: „Wenn der Himmel es mir zutraut und die Gesundheit mitmacht, soll es so sein“. So hat sich der bis Ende April mitten in der Stadt Aachen Wohnende den neuen Hauptwohnsitz in Leutersdorf gesucht. Und Bürgermeister Bruno Scholze konnte stolz verkünden: „Bei uns wohnt ab Mai ein Monsignore“. Inzwischen hat er auch seine Zweitwohnung in einem alten Pfarrhaus in Prag bezogen. Mit 70 beginnt Winfried Pilz also ein neues Kapitel am Ursprung seines Lebens. Und schon jetzt hat der katholische Priester, langjährige „Obersternsinger“, Lieder- und Buchautor etliche Rheinländer auf Prag neugierig gemacht und wird sie auch in die Oberlausitz locken.
(Quelle: Zittauer Zeitung)