Franziskus – gleich zwei Mal

Schönborn 3. Oktober

Eindrucksvoll strahlte die Sonne des späten Nachmittags in die Schönborner Kirche des heiligen Franz von Assisi herein, als sich wieder eine kleine deutsch-tschechische Gemeinde versammelte, um den „Poverello“, den Bruder der Armen, am Vorabend seines Festes zu ehren.
Trompete und Geige (Vater und Tochter aus Schirgiswalde) begleiteten den Gesang derer, die sich vom Schönborn und aus Leutersdorf eingefunden hatten. Lehrer Jiří Podlešák aus Warnsdorf hatte zwei franziskanische Segens-Kanons ins Tschechische übersetzt, ebenso Verse des „Laudato si“, des bekannten Sonnengesangs. So konnten alle in ihrer Sprache einstimmen.
In der Predigt konnte ich erneut die Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass die Bemühungen, die schöne Kirche „an der Straße nach Prag“ zu beleben und auch baulich zu sanieren, sich mit der Zeit segensreich auswirken. So wie das weiße Gotteshaus weithin sichtbar ist, schien auch schon die kleine Flamme der Franziskuskerze als Symbol der Hoffnung zu sagen: Aus einem kleinen Neuanfang kann Größeres werden.
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Leutersdorf, 5. Oktober

In Sichtweite des böhmischen Bergpanoramas (7 km Luftlinie von Schönborn) haben wir dann zu Ehren des heiligen Franziskus eine Eiche gepflanzt. Der Standort könnte nicht besser sein. Auf der Höhe des Leutersdorfer Wacheberges, am obersten Windrad, geht des Blick rundherum in die Weite, geleitet von einer sorgfältig gestalteten Schautafel und neuerdings erleichtert durch eine „Karasek“-Bank, die zum Rasten einlädt. An der Grenzlinie des „Biehmschen Dörfels“ (früher ein Stück Böhmen in Sachsen) grüßt die Eiche den Kirchturm „da drüben“.
Mit dem Leutersdorfer Pfarrer Andrzej Glombitza habe ich den jungen Baum zur Mittagszeit gesegnet. Mit anderen Leutersdorfern war Bürgermeister Bruno Scholze eigens gekommen; er setzt sich für die Neubepflanzung längs des Wacheweges ein. In einer kurzen Rede sagte er: „Diese Bäume werden uns überleben.“ Und er schilderte, wie es vor Jahren gelungen ist, den Bau der großen Fernstraße genau an dieser Stelle durch eine bessere Lösung zu verhindern. Die Straße, die jetzt einen halben Kilometer weiter an Leutersdorf vorbeiführt, von Neugersdorf zwischen Rumburg und Seifhennersdorf hindurch, hätte über eine große Brücke das Tal überquert und – mit viel Aufwand – dieses herrliche Panorama zerschnitten. Bürgermeister Scholze hat augenzwinkernd angekündigt, er werde vielleicht mit dem Leutersdorfer Wegewart, Herrn Dietmar Eichhorn, wandernd eine Möglichkeit erkunden, eine Art Pilgerpfad von der Franziskus-Eiche zur Franziskus-Kirche zu erschließen. Eine solche lebendige Brücke über die Grenze hinweg wäre zwar bescheidener, doch in der Tat „bewegender“ als eine gewaltige Baukonstruktion.

Msgr. Winfried Pilz

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